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Re: Von Tikis, Tropenwäldern und Traumhäusern - FP und Cook Islands 2025

Verfasst: 25 Nov 2025 22:44
von mr.minolta
Wir beschließen nun die Anmietung eines Kleinwagens, um uns damit in eine lebensgefährliche Katastrophe, auch "Linksverkehr" genannt, zu stürzen...

Wie wir gelernt haben, wird hier alles Schlechte, das aus Neuseeland kommt, erwartungsfroh übernommen und dazu gehört natürlich auch die Unsitte, auf der falschen Straßenseite zu fahren. Den Toyota bekommen wir von Polynesian Rental Cars zur Verfügung gestellt. Immerhin ist eines klar: schöner kann das Hauptquartier einer Autovermietung kaum gelegen sein, oder?


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Das Fahrzeug ist mit einem Drehzahlmesser ausgerüstet, dessen roter Bereich bei 8000 endet (?), dazu gibt es ein paar lebensrettende Warnhinweise. Man glaubt gar nicht, wieviele Touristen nicht nur hier im Mietwagen um's Leben kommen, weil sie aus Gewohnheit einfach nur auf der richtigen Straßenseite losfahren bevor es dann auch gleich mächtig kracht... Und das mit den Kokosnüssen ist auch sehr ernstzunehmen. Man vergißt gerne, daß diese Zeitbomben auf so gut wie jedem Parkplatz der Insel über einem schweben.


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Unsere erste Fahrt führt uns zurück zum Flughafen, wo auf einem der zahlreichen Friedhöfe Rarotongas Tom Neale begraben ist. Der gebürtige Neuseeländer lebte von 1928 bis 1943 auf Moorea und empfand diese Insel, die wir noch heute als ruhig und relativ ursprünglich betrachten, schon zu dieser Zeit als überfremdet und verdorben! Deshalb ließ er sich zwischen 1952 und 1977 auf einem äußeren und unbewohnten Atoll der Cookinseln nieder, um fortan ein Leben als zivilisationsgeschädigter Einsiedler zu führen. Eine für die damalige Zeit bemerkenswerte Entscheidung, die ihn berühmt machte. Generationen von Menschen lasen seinen Erlebnisbericht, der ein Weltbestseller wurde. So ist Tom Neale auch mein persönlicher Held und eine Zeit lang träumte ich davon, es ihm nachzumachen, nicht ahnend, daß es später tatsächlich noch dazu kommen würde, wenn auch in bescheidenerer Form. Sein Buch dürfte ursprünglich der Grund dafür gewesen sein, daß wir uns in der nächsten Woche bereits zum vierten Mal auf einer einsamen Insel der Südsee werden aussetzen lassen.


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Doch zunächst geht es zum Black Rock, einem der vielen heiligen Felsen der Insel. Touristisch weniger bekannt, wird er vor allem von Einheimischen besucht. Er besitzt Zauberkräfte und er darf betreten werde, was nicht selbstverständlich ist.

Zauberkräfte?

Wenn ich es nicht selber schon erlebt hätte, würde ich jetzt auch schmunzeln. Bei meinem ersten Aufenthalt 2003 herrschte wochenlang schlechtes Wetter auf Rarotonga. Grauer Himmel, null Sonne, starker Wind und immer wieder Regen. Das hatte wenig von einem Südseeparadies und drückte auf die Stimmung. Bis wir dann den Black Rock fanden. Drumrum war der Himmel jetzt sogar violett, aber präzise über dem Felsen war ein scharfkantiges Loch in der Wolkendecke, durch das die Sonne auf ihn fiel. Wie ein Scheinwerfer zur Bühnenbeleuchtung. Kein Quatsch, das war wirklich so. Wir dachten damals, wir spinnen. Mehrere Dutzend Inselbewohner tummelten sich bereits auf dem riesigen Stein als wir uns dazu gesellten. Von da an war es jeden Tag dasselbe. Wir hielten uns zwar kein zweites Mal mehr dort auf, aber wir fuhren täglich am Felsen vorbei und darüber leuchtete der Scheinwerfer. Unfaßbar.


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Re: Von Tikis, Tropenwäldern und Traumhäusern - FP und Cook Islands 2025

Verfasst: 25 Nov 2025 23:12
von mr.minolta
Mein Lieblingsort auf Rarotonga ist der malerische Überseehafen, der mit seinem rostigen Charme direkt einem Jugendroman entsprungen sein könnte. Klapprige Kähne, Fischerboote und kleine Frachter finden sich hier ein. Manche sind monatelang auf See gewesen, bevor sie hier einkehren, um Frischwasser zu tanken und einen ersten Landgang zu machen. Tolle Fotomotive gibt es hier allemal und Touristen sucht man im Hafen meist vergebens.

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Die niedliche Zollhütte könnte immer noch in Betrieb sein, ich hab sie hier schon vor Jahrzehnten stehen sehen. Wie auch immer, inzwischen hat man auch ein moderneres Gebäude für die Hafenbehörde errichtet. Mit eigener Regentonne und Funkanlage! :wink:


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Re: Von Tikis, Tropenwäldern und Traumhäusern - FP und Cook Islands 2025

Verfasst: 25 Nov 2025 23:35
von mr.minolta
Der Besuch einer überregional bekannten Galerie ist Suse ein besonderes Anliegen. Hier gibt man sich kunstbeflissen und international orientiert. Nicht, was die Kunst an sich betrifft, die ist zum Glück lokaler Herkunft, aber das angepeilte Publikum, das hier exorbitante Preise zu zahlen hat, scheint eher aus vermögenden Neuseeländern, Briten und Amerikanern zu bestehen. Die Exponate sind durchweg interessant und die Handwerkskunst von hoher Qualität. Wir erwerben nur ein paar Kleinigkeiten und erfreuen uns am Ambiente dieser gepflegten Einrichtung.


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Re: Von Tikis, Tropenwäldern und Traumhäusern - FP und Cook Islands 2025

Verfasst: 26 Nov 2025 21:23
von mr.minolta
Auf einer ausgiebigen Fahrt um die Insel gewinnen wir anschließend viele Eindrücke vom Inselleben. Das Parken des Toyotas wird dabei immer wieder zu einer Herausforderung. Wo hängen die Kokosnüsse diesmal...?


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Wir finden auch eine Erklärung für die vielen Ruinen auf Grundstücken beidseits der Straße. Es sind hier auffallend viele und das hat bürokratische Gründe. Im gesamten polynesischen Kulturraum werden Eigentumsrechte an Grund und Boden außerordentlich kompliziert gehandhabt. Es gibt neben Eigentum auch Erbpacht und Gewohnheitsrechte und Ausländer dürfen in der Regel gar nichts erwerben. Anders als in Deutschland, wo wertvolle Immobilien an jeden Dahergelaufenen verhökert werden, kann man in den meisten pazifischen Inselstaaten nur mieten oder pachten. Und auf den Cook Islands verlieren sogar deren Staatsbürger das Eigentum an ihren Grundstücken, wenn es innerhalb gewisser Fristen nicht bebaut wird. Ziemlich absurd, da dieser Umstand natürlich für reichlich Bebauung sorgt, auch da, wo man sie vielleicht gar nicht haben will. In vielen Fällen aber fehlt das Geld für Bauaktivitäten und dann werden kurzerhand schnell verfallende Alibi-Holzhütten dort hingezimmert oder vorhandene Ruinen einfach stehengelassen. Das ist den Behörden dann auch egal, Hauptsache ist, daß bloß irgendein Wrack auf der Wiese steht. Wie im hier vorliegenden Fall ist das dann immerhin ein Fotomotiv für Touristen wie uns...


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Nach einem kurzen Besuch des Muri Beach, einst Vorzeigestrand und Aushängeschild der Insel und heute noch das teuerste Pflaster auf Rarotonga, begeben wir uns zum Botanischen Garten und dessen Cafe an der Südküste. Trotz trüben Wetters verbringen wir hier eine schöne Zeit.


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Re: Von Tikis, Tropenwäldern und Traumhäusern - FP und Cook Islands 2025

Verfasst: 26 Nov 2025 21:54
von mr.minolta
Die Cook Islands sind weltweit bekannt für ihre Korallenkirchen. Wir besuchen die älteste und wichtigste und erhalten viele Informationen von Kirchenmitgliedern, die wir dort zufällig antreffen. Die Kirche ist fast 200 Jahre alt und seit ihrer Eröffnung schon sechsmal saniert worden. Man ist hier hier sehr stolz auf das Bauwerk und gedenkt der vielen Toten, die ihre Errichtung damals gefordert hat. Der Abbau des Korallengesteins an den Stränden und Riffen sowie der anschließende Transport zum Bauplatz war eine lebensgefährliche Angelegenheit.


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Gleich nebenan befinden sich eine Feuerwache und eine Tsunami Evacuation Route. Man hat den Eindruck, hier an einem besonders wichtigen Ort zu sein.


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Etwas Sightseeing im Hinterland führt uns später noch zu interessanten Siedlungen fernab des Tourismus. Hier trifft man ursprüngliche, familiäre Strukturen mit Nutzgärten, etwas Vieh und hier und da eine improvisierte Autowerkstatt am Rande des Dschungels. Eine tolle Atmosphäre und drumherum viel unberührte Natur.


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Re: Von Tikis, Tropenwäldern und Traumhäusern - FP und Cook Islands 2025

Verfasst: 26 Nov 2025 22:25
von mr.minolta
Besucher sind hier so selten, daß wir schnell die Aufmerksamkeit freundlicher Wachhunde erregen. Der Toyota wird schwanzwedelnd und genauestens untersucht und einen Dackelblick gibt es kostenlos dazu!

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Ziemlich schräg hingegen war dann der Anblick eines einstigen Luxusprojekts. Die völlig verfallene Sheraton-Anlage aus den 80ern erlitt kurz vor der Fertigstellung 1993 einen rigorosen Baustop. Die Beteiligung halbseidener, internationaler Banken und anderer mafiöser Einflußgrößen führte zu einem gewaltigen Skandal und brachte die Inseln schließlich nahe eines Staatsbankrotts. In der Folge kam es noch in den 90ern zu einer nie dagewesenen Massenflucht von Cook Islandern nach Neuseeland. Mit diesem Hintergrund ist die Sheraton-Ruine sogar Gegenstand eines Wikipedia-Artikels geworden. Aus Sicht eines "Südsee-Bürgers" muß es wohl unfaßbar gewesen sein, auf welche Weise ein Haufen Beton hier quasi Weltgeschichte schrieb...


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Re: Von Tikis, Tropenwäldern und Traumhäusern - FP und Cook Islands 2025

Verfasst: 27 Nov 2025 22:49
von mr.minolta
Die Besteigung eines weiteren heiligen Felsens, der "Needle", soll nun unsere wesentliche Wanderaktivität auf Rarotonga werden. Ich habe sie schon vor 20 Jahren gemacht und empfand sie damals als relativ einfach. Doch diesmal ist es leider ganz anders...

Auf eine ausgiebige Tour in der Ebene des Inselinnerens folgt hier ein steiler Anstieg in die Berge. Der Pfad führt dabei permanent durch dichten Regenwald, bis man schließlich eine Freifläche unter der Bergspitze erreicht. Die sieht aus wie der Hinkelstein von Obelix und kann dann auch noch mit Kletterkünsten, Seilen und Haken erklimmt werden. Wir schaffen diesmal aber gerade die Hälfte der Strecke, es ist viel zu anstrengend geworden. Und wir sind hier nicht alleine. Zahlreiche Wanderer vor und hinter uns haben zum Teil dieselben Probleme und von oben zurücklaufende Abenteurer bestätigen uns, daß es extrem schwierig gewesen sei. Einzelne geben an, zwar weiter als wir gekommen zu sein, aber dennoch vor dem Ziel aufgegeben zu haben, darunter mehrere junge Frauen, die wie betrunken mit unsicherem Schritt den Rückweg antreten. Die tolle Stimmung im Wald mit seinen schönen Fotomotiven können wir in kurzen Menschenpausen trotzdem noch genießen, bevor wir ebenfalls in's Tal zurückschwanken.

Später googeln wir Erfahrungsberichte, um die Situation nachträglich nochmal einschätzen zu können. Das Ergebnis bringt einen aber wie so oft kein bißchen weiter. Eine deutsche Familie gibt an, völlig problemlos in null Komma nichts mit zwei halbwüchsigen Kindern da komplett hochgemetert zu sein, während eine professionelle, kalifornische Fitness-Influenzarin vor der Wanderung warnt, weil sie das Schlimmste war, das sie in ihrem Leben gemacht hat...


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Re: Von Tikis, Tropenwäldern und Traumhäusern - FP und Cook Islands 2025

Verfasst: 27 Nov 2025 23:43
von mr.minolta
Wir haben nun das Ende unseres Aufenthalts auf Rarotonga erreicht. Unser nächstes Ziel ist das Korallenatoll Aitutaki, das Aushängeschild des Landes, das insgesamt nur 15 Inseln aufweisen kann.

Die Lagune von Aitutaki wird immer wieder als die schönste der Welt beschrieben und das glauben auch viele andere Touristen, die die Gelegenheit wahrnehmen, mittels durchorganisierten Tagesausflugs mit Flugzeug, Bus und Boot morgens ab Rarotonga nach Aitutaki und abends zurück zu kommen. Wir wollen das natürlich ganz anders gestalten und beginnen den Trip in aller Ruhe vormittags am Flughafen. Der zeigt auf seiner Begrenzungsmauer über einige Hundert Meter Graffiti von lokalen Künstlern und besticht abermals durch seine tolle Lage vor den Bergen.


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Am Check In geht es ruhig zu, um nicht zu sagen, seehr ruhig. Wir haben alle Zeit der Welt, uns umzusehen, etwas Verpflegung zu erwerben und mit Bekannten zu quatschen. Die Freundlichkeit der Menschen auf der Insel ist unbeschreiblich, etwa so als würden sie damit das Verhalten ihrer Einwanderungsbeamten kompensieren wollen... :wink: Die deutliche Mehrheit der Flüge hier betrifft Aitutaki und große Wandtafeln klären den Reisenden schon vorab über die Geschichte der Insel und ihres Flugfeldes auf, das im Zweiten Weltkrieg von den Amerikanern zu militärischen Zwecken angelegt wurde und in dieser Form noch heute dem Tourismus dient. Das spektakuläre Modell eines Flugboots hängt hier an der Decke und illustriert die Phase vor dem Jet-Zeitalter, in der es hier eine transpazifische Flugroute gab, deren Mittelpunkt Aitutaki darstellte.


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Und schließlich ist es soweit! In nur 50 Minuten bringt der Flieger uns in eine andere Klimazone und in eine andere Welt. Aitutaki begrüßt uns beim Anflug der Lagune zwar zunächst mit trübem Wetter, das wird sich jedoch schnell ändern. Eine traumhafte Umgebung erwartet uns ebenso wie eine ganz besondere Unterkunft am Rande der Zivilisation. Eine ganze Woche Aufenthalt ist hier geplant, wir sind gespannt!!


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